Es war nicht unbedingt das Äusseres der Portugiesischen Wasserhunde, welches mich begeisterte. Es war vielmehr ihre leichte Art der Bewegungen, dieses Tänzeln und dieses allzu gerne Hochspringen. Beinah so, als würden sie immerzu in Leichtigkeit mit einem Lächeln durch die Welt ziehen. Dies war es, was mich sofort, wie vom Pfeil getroffen in den Bann der Portugiesischen Wasserhunde zog.
Als ich sie persönlich im Rudel kennen lernte, begeisterte mich auch ihre überaus freundliche Art des Begrüssens und auch ihre unverhohlene Neugier. Ihre Art und Weise des Spieles miteinander zeigt ihre grosse Teamfähigkeit: Bälle werden gejagt, erwischt aber schon beim nächsten Sprung in der Luft wieder ausgetauscht. Sie spielen Fangen und Verstecken. Hier zeigen sie einmal mehr ihre Intelligenz im gegenseitigen taktischen Übertrumpfen. Das faszinierte mich von Anfang an.
Sayen unser kleine Prinzessin kam kurz vor Weihnachten 2016 zu uns. Wir flogen damals in grosser Aufregung nach Portugal, an die Algarve mit einem Katzenchörbli im Gepäck, um unsere Kleine abzuholen. Seither misse ich jeden Tag, welchen ich ohne Hund war. Sayen war die zierlichste und kleinste Hündin innerhalb ihres Welpenverbundes im Kennel von Rodrigo O Pinto in Lagos. Das Katzenchörbli wirkte wie ein Wohnzimmer. Wer hätte damals gedacht, dass diese Kleine sie sich klammheimlich zur Vizechefin in der Familie entwickelt.
Wenn Sie sich einen Portugiesischen Wasserhund in ihre Familie holen, seien sie sich einiger Überraschungen gewiss. Er wird einiges Kopfüber stellen und sie mit ihrer Familie zum Umdenken bringen. Ein Portugiesischer Wasserhund wirkt mindestens so stark, wie ein menschliches Neumitglied in der Familie. Wenn Sie seine Aktivitäten, Flausen und Ideen ernst nehmen und mit ihm Lachen, werden sie merken, dass Sie einem Glücksbringer in ihr Leben Einlass gaben. Und Glück ist nicht immer das was unser Kopf denkt und plant, sondern vielmehr das was unser Herz berührt, indem es uns wie ein Kind die Zeit vergessen lässt, den Moment geniesst und so manche Pläne in eine neue Richtung drängt und uns öfters auch mal ausser Atem bringt.
Da ich auf einem Bauernhof aufgewachsen bin, lernte ich früh einen natürlichen Respekt und grosse Achtung gegenüber Tieren. Jedes Tier war auf seine Art ein Familienmitglied. (Ich spreche hier von der Zeit der 60 -70er Jahre, nach heutigen Massstäben ein Kleinstbetrieb mit 30 Kühen) Unsere Hunde waren Mischlinge von ausgewählten gut arbeitenden Muttertieren. Sie hatten die Aufgabe den Hof zu bewachen, die Herde zusammenzuhalten und zu treiben. Dazu gehörten auch wir Kinder. Ein Versuch von uns Kleinkindern, die Strasse zu überqueren endete, indem uns Hund, sanft aber sicher, an Ärmel oder Hosenbein zurück zog auf den Hof. Wir liebten unsere Hunde und waren in ihrer Umgebung sicher. Wenn unsere Eltern Hund mit sendeten auf unsere abenteuerlichen Unternehmungen in Wälder und Schluchten, oder auf Arbeitsgänge in der Dunkelheit, wussten sie, dass wir Kinder sicher waren. Und wir Kinder wussten uns sowieso sicher, denn keiner hätte uns zu nahe kommen können, sie hätten uns mit ihrem Leben verteidigt. Erst mit zunehmendem Alter von uns Kindern, anerkannten sie uns als Gegenüber und nahmen Anweisungen entgegen. Kleinkinder sehen Hunde als Babys, später dann als Kumpels, denen man, je nach Liebe zu ihnen dies und das gewährt: Ihre Tollpatschigkeit erkennt und das Vesperbrot aus der Hand stibitzt, sie auf Abenteuer begleitet oder mit ihnen spielt. Befehle haben diese aber keine zu geben, das ist für Hund eher lächerlich und vielleicht macht er es aus Gutmütigkeit, aber eher weniger mit Ernsthaftigkeit und Respekt. Ein Hund erwartet von Jungtier Mensch Respekt. Wenn Kinder ihm diesen nicht zollen, dann fordert er diesen ein. Kleinkinder dürfen für den Hund sorgen, ihn aber nicht befehlen. Dann ist er der Beste Freund den man sich wünschen kann.
Das Bild zeigt leider keinen unserer Hunde, sondern die Bernhardiner Hündin ‘Bella’ meiner Grosseltern. Sie war sehr verwöhnt, hatte keine Arbeitsaufgabe. Verwöhnte Hunde haben öfters auch keinen Respekt gegenüber Menschen, und so waren Spaziergänge mit ihr durch schwieriges Gelände nicht ungefährlich, da sie ohne Rücksicht ihren Weg lief und dabei leicht ein Kleinkind umstiess. Wenn ein Hund keine Arbeit hat, keine klare Rudelstellungen da sind, auch nicht im erweiterten Rudel Familie, dann wird’s Lust-ig.
Diese Vielfalt der Tierwelt auf dem Bauernhof, war eine gute Vorbereitung für Portugiesische Wasserhunde. Sie wollen Tier sein, Hund sein, und zugleich verlangen sie Respekt und wollen ernst genommen werden in ihrem starken Charakter. Genauso wie wir Menschen gesehen werden wollen, in unserer Persönlichkeit. Doch es geht um mehr, nicht nur Charaktere und Persönlichkeiten: Es ist die Wahrnehmung der Seele und darum diese gedeihen zu lassen. Wie heisst es so schön: “Der Seele Flügel wachsen lassen”.
In ihrer Charakterstärke sind die Portugiesischen Wasserhunde Urtiere. Ihre Seelenstärke erlebe ich stärker als von manchen Menschen. Ich erlebe auch, dass sie wirken und bewirken wollen. Das macht sie zu dem, was sie auszeichnet und sie so leicht lieben lässt. Daneben steht natürlich, dass genau diese Eigenschaft einiges auch von uns fordert.
Eines haben alle Portugiesischen Wasserhunde gemeinsam: Ohne Humor geht gar nichts.
Mit Humor ist der Text der Typenbeschreibung zu lesen.
Entwicklung und Lernen geht natürlich nie, ohne aus der Comfort Zone zu treten. Dies gilt für Hund aber auch für Halter. Ich habe unendlich viel über mich von meinen Hunden gelernt. Und nicht, weil Menschen mir weniger Gelegenheiten bieten. Aber weil Hunde dies mit soviel Geduld und Nachsicht tun. Sie lesen uns wie ein offenes Buch und reagieren postwendend und direkt. – Daher kommt wahrscheinlich auch die Aussage: Trainiere nie einen Hund mit schlechter Laune! Dann geh besser mit ihm auf einen Spaziergang und erhole dich. – Dementsprechend verdienen Hunde von uns Menschen Respekt und ehrenvoller Umgang, denn sie tun fast alles für und mit uns. Wir sind also verantwortlich, was wir ihnen zumuten und wie wir sie in unsere Welt einführen. Eine Welt, welche beinah nur für uns Menschen geregelt ist und alles zu stören scheint, was uns augenscheinlich keinen Nutzen bringt.
Dass dem so nicht ist, – dass nur ein augenscheinlicher Nutzen etwas bringt – davon überzeugt uns ein Portugiesischer Wasserhund täglich. Denn zu gross ist der Spass am Spiel, zu gross die Freude an der Lebendigkeit, zu gross die Liebe zur Gemeinsamkeit, zu gross seine Loyalität zu seinem Menschen, zu gross seine Teamfähigkeiten/Rudelfähigkeiten, zu gross seine Wandlungskraft in uns Menschen, zu gross seine Kommunikationsfähigkeit und vieles mehr.
Wohlgemerkt sind das menschliche Massstäbe, und ich nehme an, ein Hund misst seine Umgebung anders. Wie sonst könnte er an Orten bleiben, Menschen treu begleiten, obwohl es ihm dort vielleicht nicht so gut geht? Ich vermute, er misst nicht nach seinem Nutzen, sondern nach etwas, was wir Menschen, so nicht kennen und daher kaum benennen können. Und vielleicht müssen wir es auch nicht, denn nie aufzugeben mehr von ihnen zu erfahren, mehr zu erfassen, genügt um den ihnen gebührenden Respekt zu erweisen.
Ein Portugiesischer Wasserhund muss in ihr Leben passen. Aber seien sie sich gewiss, er wird ihr Leben verändern. Nicht aufregen, es wird zu ihrem Besten sein.