Radja, hat seinen Lebensplatz gefunden!

Schwarzer Rüde, curly, Geb: 15.3.2018, 28.5 kg und 56 cm, kastriert

Radja hat im August 2022 seinen Lebensplatz gefunden bei Peider und seiner Portugiesischen Wasserhündin Katuxa Da Pedra Da Anixa! Anfänglich ging er dort in die Ferien zu unserer Auslastung, da er und mein Rudel sich nicht verstanden. Nun endlich, er fühlt sich wohl auf dem Berg im grossen, schönen Garten von Peider mit Katuxa. Katuxa bringt ihm ruhig aber klar vieles bei, was er in seinem vorherigen Leben nicht lernen konnte. Peider liebt ihn und nimmt ihn ernst. Stundenlange Spaziergänge und Schwimmen im See lasten ihn aus. Dass er bei den meisten Unternehmungen dabei sein darf, gefällt ihm natürlich besonders. Wenn Peider in die Ferien geht, hat er einen genauso guten Ferienplatz bei Freunden zusammen mit Katuxa. Welch ein Glück.


Radja wurde uns am 3. April 2022 übergeben mit “wir haben keine Zeit mehr” ansonsten ist er ein ganz normaler Hund.

Diese Geschichte erzähle ich nicht, um jemanden anzuprangern. Was nützt es auch, was geschehen ist, ist geschehen, viel wichtiger ist, daraus für die Zukunft zu lernen.

Diese Geschichte erzähle ich, um auf die grosse Verantwortung hinzuweisen einen Hund bei sich aufzunehmen. Denn von diesem Moment an, bestimme ich SEIN LEBEN.

Geschichte von Radja: Schon als Welpe konnte Radja sehr gut alleine sein (5 Stunden war er gewohnt), was sich auch als Junghund hielt. Während der Pandemie lernte Radja, wie schön es ist, immer in Gesellschaft zu sein. Umzug und neue Arbeitssituation seiner Familie mit 3 Kindern bedeuteten, dass Radja zehn Stunden allein sein musste. Durch zusätzlich wenig Auslastung steigerte sich die Situation und er zeigte sich PWD mässig, ausdauernd und intelligent, dass er damit nicht einverstanden ist: Heulte und bellte. Als ich von Radja las, entschied ich mich, Radja bei uns aufzunehmen, damit er zur Ruhe kommen kann, und um so von hier aus, einen Platz für ihn zu finden. Wie sehr er das Herz berührt, bestätigt er uns täglich. Garantie: Wer Radjas Herz erobert hat einen besten Freund an seiner Seite.

Ich bekam Halsband, Leine, Alubox zu klein, einen Plastikfutternapf, einen Eimer mit Trockenfutter, einen Ball und ein zerrissenes Badetuch. Leine und Halsband erschienen in braun, nach dem Waschgang waren sie gelb und orange. Eine relativ kleine Aussteuer für einen 5 jährigen Portugiesischen Wasserhund. Doch man versicherte mir, dass er leider alles kaputt mache. Aber vielleicht ist dies ein Zeichen von Unterforderung?

Radja kam zu uns mit entzündeten Ohren, Ohrenpfropfen Daumen gross: Sehr schmerzhaft! 

Wo andere Hunde Muskeln haben, hatte er eine Einbuchtung. Seine Box war viel zu klein, so dass sich dies auf seinen Rücken auswirkte. Nach dem ersten Spaziergang jaulte er am anderen Tag beim Treppen hochlaufen: Muskelkater. Berühren konnte man ihn nur am Vorderkörper. Beim “Zu-Bett-Geh-Ritual” mit viel Streicheleinheiten, welches er abends jeweils zweimal einforderte, konnte ich die Berührungen am Körper langsam ausweiten, so dass er auch am hinteren Körper berührt werden konnte. Als er endlich zuliess vom Kopf bis zur Rute gestreichelt zu werden, zitterte er am ganzen Leib. Ein sehr berührender Moment. Als wir dies geschafft hatten, konnte er auch endlich am ganzen Leib schamponiert werden – denn bei seinem ersten Bad konnte er nur teils berührt werden und es floss pechschwarzes Wasser unter ihm weg. Er schlief nie auf dem Rücken, was für Portugiesen sehr untypisch ist. Bei Nachfrage der Halter: Nein, er schläft nie auf dem Rücken. Seine Haare wirkten stumpf und dünn, seine Zähne ziemlich abgeschliffen vom Kauen auf Bällen oder so. Im Umgang im Rudel nahm er sich die ersten drei Tage sehr zurück, was so ging es gut. Geronimo begegnete er mit Respekt. Gegenüber den Hündinnen war er etwas rüpelhaft, stellte ihnen nach und akzeptierte keine Distanzaufforderung. Nach mehreren Tagen des Ignorierens unerwünschtem Verhalten seitens Radja und sanften Korrigierens, reagierte dann Sayen als Rudelführerin und korrigierte ihn klar und zurecht. Radja stellte sich zum Kampf auf Sayen. Anstelle Respekt gegenüber der Rudelführerin zu zeigen, griff er sie an und damit wurden weitere Begegnungen schwierig bis unmöglich, denn nun hatte er das ganze Rudel im Misstrauen gegen ihn. Wir mussten das Rudel und ihn getrennt halten, was natürlich ein Alptraum für alle war.

Der übergeben Rüde, “wegen keiner Zeit aber sonst alles ok.” zeigte viele Merkmale von Vernachlässigung, und schlechtem Allgemeinzustand. Körperlich, geistig und seelisch in einem sehr traurigen Zustand. Radja war ein sehr dankbar für alles was er bekam und war hungrig zu lernen. So war ich wirklich erstaunt, wie schnell er mit 5 Jahren lernte und sein körperlicher Aufbau doch möglich war, so dass sich auch sein Gangbild mit verbesserte.

Mein Rudel musste in dieser Zeit sehr zurücktreten in Sachen Aufmerksamkeit von mir, da Radja viel Zeit beanspruchte. Auf alleine sein in einem Raum, reagierte er lange heftig. Nur langsam konnte diese Zeit des Allein seins aufgebaut werden, ohne dass er traumatisch darauf reagierte.

Wie sich gute Ernährung auswirkt, zeigte sich bald schon in seiner Haarstruktur

Die Kosten, um ihn wieder in einen gesunden Zustand zu führen, von Tierarzt, Heilpraktiker, Hundetrainer, Tierkommunikation waren mehrere tausend Franken. 

Ich benutze die Gelegenheit hier auf etwas Wichtiges hinzuweisen, allgemein, ohne dass dies mit den Haltern und dem Züchter von Radja zu tun hat:

Die Verantwortung zu züchten, aber auch die Verantwortung einen Welpen, einen Hund in die Familie aufnehmen

Die Auszeichnung einer guten Züchterin bedeutet: Wenn ich Welpen an Neuhundehalter gebe, dann begleite ich diese, um zu sehen, wie es dem Hund geht. Für Neuhundehalter bedeutet “Nichtwissen” auch, “Nicht-Bemerken”. Leider aber wälzen sich einige Züchter allein im Glücksgefühl bei der Welpen Aufzucht, verkaufen diese als kleine Götter, weinen womöglich noch bei Abgabe – – – und fertig. Keiner da, wenn es um Probleme geht. 

Neuhundehalter welche einen Hund in ihre Familie aufnehmen stehen meines Erachtens in der Pflicht, sich über Rasse und Hundehaltung auch ganz selbständig zu informieren. In Radjas Fall, wusste die Familie nichts über Hundehaltung noch weniger über die Rasse Portugiesische Wasserhunde. 

Radja lauschte noch Tage den am Haus vorbeifahrenden Autos, und erwartete wohl, abgeholt zu werden. Das Leben eines Hundes ist komplett abhängig von seinem Halter, denn dem Hund wurde seine selbst bestimmende Lebensweise abgenommen. Die Verantwortung für ein Hundeleben tragen also vollumfänglich wir als Hundehalter.

Wenn ein Hund leidet, wedelt er trotzdem mit seiner Rute, wenn sein Halter kommt. Wie oft habe ich darüber diskutiert, dass ein Hund zu seinem Halter zurückkehren würde, auch wenn er es nicht sehr gut hatte. Eine Eigenschaft, die wohl aus Loyalität und Liebe. Dennoch scheint etwas anderes dabei zu sein, wofür wir Menschen wohl keine Bezeichnung haben, da wir es so nicht kennen. 

“Wir sind nicht nur verantwortlich für das was wir tun, sondern auch für das was wir nicht tun.” Jean-Baptiste Moliere.

Ich jedenfalls und auch unser Rudel haben alle sehr viel gelernt

Wer ich wenig weiss, über Hunde, noch über die Rasse, dann bedeutet dies, dass derjenige einem Hund und wohl jedem Tier, kaum ein gesundes und artgerechtes Leben schenken kann. Denn wie gesagt, was ich nicht weiss, kann ich nicht bemerken. Meine zukünftigen Welpen BesitzerInnen mögen mir verzeihen, wenn ich starke Fragen stelle.

Ich wusste, dass meine kleine, süsse, hochsensible Hündin Sayen zwar mutig ist. Aber so mutig, das wusste ich nicht. Sie verteidigt in JEDEM Fall, auf Gedeih und Verderb, immer ihr Rudel. 

Ich wusste, dass Sayen beste Mutter ist, beste Rudelführerin, wo sie uns Menschen mit einschliesst und ich daraus manchmal schmunzelnd sage: “Ja, Vizechef, ich hab’s verstanden.” Doch ich wusste nicht, dass sie ihr Leben riskiert, um z.B. ihre erwachsene, aber noch junge, Tochter Paris zu schützen.

Wir erziehen unsere Hunde, aber auch lassen wir ihnen diese bestimmte Selbständigkeit, die einen Portugiesischen Wasserhund einzigartig und daraus auch manchmal schwierig macht.  Ich war mir zu wenig bewusst, dass ich daraus nicht mehr alleine bestimme, wer in unser Rudel kommen darf.

Nach zwei Bissvorfällen mit Radja und meinem Rudel, bin ich noch immer etwas traumatisiert, so dass mich eine Unstimmigkeit und Knurren sogleich in inneren Hochalarm versetzt. Diese Angst vor heftigen Verletzungen steckt noch in mir und ich hoffe, sie durch vermehrte Kenntnisse in Rudelverhalten, Kommunikation unter Hunden irgendwann zu bewältigen. Ich wusste dass wir Menschen viel langsamer sind als Hunde in ihrer Wahrnehmung, Kommunikation und ihrer Reaktion. Dennoch bin ich nochmal erstaunt über Ihre Kompromisslosigkeit, Ehrlichkeit und Konsequenz. 

Ich habe durch Radja noch einmal gelernt, dass Hundeführung, Welpen Erziehung  einerseits das ausmacht, was und wie ich es tue. Dass jedoch das, was ich nicht tue oft grössere Fehler ausmachen kann. 

Ich habe durch Radja mit grosser Traurigkeit erlebt, welche nie mehr gutzumachenden Konsequenzen, eine Frühkastration hat. Die Forschung weiss es längst: Das Gehirn wird dadurch nie endgültig ausgebildet und er bleibt für immer ein Jugendlicher. Wird nie wie ein erwachsener Hund denken und sich verhalten.  Wir kennen pubertäre Hunde und ihre Herausforderung: Plötzlich hören sie nichts mehr. Rückruf klappt von heute auf morgen auch nicht mehr. War er grad so anständig, steht er heute auf dem Esstisch. Sie testen und probieren ihre Umgebung neu aus, wie es Jugendliche eben tun. Wenn ein grosser erwachsener Rüde, gepaart mit wenig Sozialisation, in dieser Art einem Rudel begegnet, probiert er auch dies immer wieder aus, und stellt klare Rudelstrukturen in Frage. Ein Konflikt ist hier voraus zu sehen.

Ich habe wohl einen Fehler gemacht, indem ich dachte, Radja gesundet in unserem Rudel. Jedoch habe ich durch zu frühe Zusammenführung Radja, wie auch mein Rudel überfordert. Er war ja davor zehn Stunden am Tag allein. Auch wenn es die ersten Tage wunderbar und gut verliefen, würde ich bei einem nächsten Mal die Zusammenführung langsamer gestalten.

Ich habe gelernt, dass nicht alle Hundetrainer von Rudelstruktur wissen, aber vor allem wenige die bei echten Konfliktsituationen noch dabei sind, wenn ihre Empfehlungen nicht fruchten. Ich habe jedoch erlebt, dass es gute Hundetrainer gibt, die wirklich da sind und das Gefühl “Da gehen wir gemeinsam durch” vermitteln.


Geburtsdatum / Date of Birth:

22.03.2018

Züchter / Breeder:

Therese Danielson, Belgien

EigentümerIn / Owner:

Sundari Grünenfelder

Grösse / Height:

56 cm

Farbe / Colour:

schwarz

Fellart / Coat:

curly

Zähne / Teeth:

vollständig

JDCM:

free by Parent

Stammbaum von Radja, hat seinen Lebensplatz gefunden!


Weitere Impressionen von Radja